Gustav Mahler Kulturzentrum Toblach
Im Jahr 1907, nach dem plötzlichen Tod von Mahlers älterer Tochter, verreisten Alma und Gustav Mahler von ihrem Kärntner Wohnsitz Maiernigg nach Südtirol, in die Region der Dolomiten, um sich von den seelischen Strapazen dieses Sommers zu erholen. Offenbar hatte diese Gegend einen einladenden Reiz, denn ab dem Jahr 1908 bis 1910 verbrachte Gustav Mahler die Sommermonate in Toblach (genaugenommen in Schluderbach), um neue Kompositionen zu realisieren. Dort entstand 1908 das „Lied von der Erde“, 1909 dann die IX. Symphonie, sowie im darauffolgenden Jahr die Skizzen seiner X. Symphonie (vollständig auskomponiert ist lediglich das Adagio).
Toblach war auch deshalb ein beliebter Ort, weil die k. & k. Südbahnstrecke nun von Wien über Osttirol und weiter über das Pustertal bis nach Franzensfeste fertiggestellt war und in Toblach das sogenannte „Südbahnhotel“ (später „Grand Hotel“) errichtet wurde. Es gab also eine sehr gut entwickelte Infrastruktur für den Fremdenverkehr. Die Familie Mahler wohnte in diesem Zeitraum jedoch in einem großen Bauernhof, dem Trenkerhof, etwas außerhalb von Toblach. Hier gab es großzügige Zimmer mit Veranden und herrliche Aussicht auf die Gebirgslandschaft. Ganz wichtig für Gustav Mahler war auch, dass es ein sogenanntes „Komponierhäuschen“ gab, in welchem sich Mahler in abgeschiedener Ruhe täglich von 6.00 Uhr morgens bis zum Mittagessen einquartierte um dort zu komponieren. Sowohl der Bauernhof als auch das Komponierhäuschen sind bis heute erhalten und können besucht bzw. besichtigt werden. Im Jahr 1991 wurde in Toblach das inzwischen alt gewordene Grand Hotel renoviert und ist nunmehr der Sitz des „Gustav Mahler Kulturzentrum“. Dort finden jährlich von Juli bis September Konzerte bzw. Symposien zur Erforschung von Mahlers Musik statt.
Im Jänner 2020 kontaktierte ich die Direktion dieser Institution, um eine Präsentation meines Gustav-Mahler-Zyklus für die kommende Sommersaison vorzuschlagen. Wie wir alle wissen, kam kurz danach ein dämonisches Wesen in unsere Welt, genannt COVID19 – und damit waren alle diese Pläne nicht mehr realisierbar.
Anfang 2022, in etwas beruhigterer Infektionslage, nahm ich die Gespräche über dieses Projekt neuerlich auf und es freut mich, dass von Mai bis September 2022 die neun Leinwände (vier Sätze der VI. und IX. Symphonie, sowie das Adagio der X. Symphonie) im Foyer des Gustav Mahler Konzertsaales betrachtet werden können. An mehreren Terminen (12. Und 14. Juli, sowie 8. September) wird es ein Gespräch und Musikbeispiele zu den gezeigten Werken geben, um die Grundlagen und Vorgänge der Entstehung dieses Zyklus‘ dem Publikum näherzubringen.
Für mich ist das ein besonderes Ereignis. Ich tauche ein in das Ambiente des Komponisten Mahler, höre die Klänge seiner Musik, betrachte die herrliche Bergwelt, erfrische mich in der Sommerluft und verbinde diese Preziosen mit den Farbtönen meiner Bilder. So entstehen Akkorde.
Innsbruck, Juni 2022