Hineinhören – Heraustönen
Versuche, die Klangwelt Mahlers mit den Mitteln der Malerei zu ergründen
Noch heute erinnere ich mich gut an meine Eindrücke, als ich mit der Musik Gustav Mahlers erstmals in Berührung kam – das war vor etwa 40 Jahren bei einer Aufführung der 6. Symphonie. Obwohl ich damals die Struktur dieser Musik noch nicht verstanden habe, vermittelte sie mir sogleich eine Reise in die Tiefen der Psyche.
Jedenfalls begleiten mich die Klänge Gustav Mahlers seit diesem Zeitpunkt bis heute.
Aber erst vor 3 Jahren – abermals nach einer Aufführung der 6. Symphonie Mahlers – wurde in mir der Wunsch geweckt, diese Wunderwerke tiefer zu ergründen. So kam es, dass ich begann, mich an dieses Reich der Töne und Klänge anzunähern, und zwar mit den Mitteln meiner eigenen Ausdrucksweise, jenen der Malerei und des Wortes.
Von 2015 an begann ich, für jeden Satz der drei letzten Orchestersymphonien Mahlers ein großformatiges Bild zu malen. Am Ende dieses Vorhabens stehen nun 14 Bilder, welche malerische Gedanken zu den Symphonien 6, 7 und 9, sowie dem Fragment der 10. Symphonie zum Ausdruck bringen.
Warum die Symphonien 6, 7, und 9 und nicht auch Symphonie Nr. 8, bzw. „Das Lied von der Erde“, welches von Mahler auch als Symphonie mit Liedern, oder auch als Lieder in Form einer Symphonie bezeichnet wurde.
Der Grund dafür ist, dass eben die beiden letztgenannten Werke nicht rein orchestral sind, sondern auch vertonte Worte aufweisen. Und das Wort ist für eine malerische Gestaltung nicht unbedingt förderlich, kann es doch die schöpferische Phantasie schon a priori beeinflussen.
Die
wechselseitige Durchdringung der musikalischen Klangwelt mit dem Reich der
Farbtöne ist ein seit langem bekanntes Thema der Kunst. Man spricht eben von
Farbtönen und auch von Klangfarben, womit die Verwandtschaft dieser beiden
Organe der Kunst definiert ist.
Bei der malerischen Gestaltung dieser Werke war es mir wichtig, diesen Vorgängen möglichst nahe zu kommen. So suchte ich nach Mitteln, wie sich sowohl rhythmische als auch melodische Stimmungen in den Werken abbilden lassen und eventuell die Sicht auf versteckte Spuren freigeben.
Nach vielfachem Hineinhören in die Klänge (mittels mir zugänglicher CD-Aufnahmen) ergab sich dann allmählich auch ein erweiteter Blick auf das Werk – es entstand ein jeweils eigener Charakter, eine Identität. Dieser, diese ist nun sichtbar gemacht und für den Betrachter erfassbar.
Siegfried
Antonello Schwendtner
Innsbruck, November 2017